Orgel

Auf dem Weg zum Ausgang fällt der Blick auf die Orgelempore und den gewaltigen Orgelprospekt. Die Orgel mit 3 Manualen, 2500 Pfeifen und 35 Registern wurde nach dem Kirchenbrand 1929 von der Firma Sauer aus Frankfurt an der Oder gebaut. 1960 wurde die Orgel durch die Firma Kemper in Lübeck elektrifiziert und hat dadurch eine elektro-pneumatische Ton- und Registersteuerung.

Romantische Mensuren

Obwohl die Disposition sich bereits an der Orgelreformbewegung der 20er Jahre orientiert, die durch die Firmen Walcker und Sauer maßgeblich geprägt wurde, weisen die Register noch weitgehend romantische Mensuren auf und klingen daher sehr weich und voll, dabei jedoch niemals schrill, so dass die für den mittelgroßen Kirchraum doch reichlich bemessenen 35 Register den Zuhörer nicht erschlagen.

Die Disposition und Bauweise sind auch aus dem Grunde interessant, weil Sauer (und andere Firmen) zur selben Zeit durchaus noch große Orgeln mit romantischen Dispositionen gebaut haben. Wir haben es also mit einem der wenigen erhaltenen Instrumente aus der Übergangszeit zwischen romantischem und neobarockem Orgelbau zu tun.

Elektrifizierung

1960 wurde die Orgel von der Firma Kemper aus Lübeck elektrifiziert, wobei die pneumatische Anlage innerhalb des Gehäuses jedoch erhalten blieb, so dass die Ton- und Registersteuerung jetzt auf elektropneumatische Weise geschieht. Im Rahmen der Umbauarbeiten wurden auch drei Register umgesetzt (Sauer hatte interessanterweise das Krummhorn im Hauptwerk, die Trompete im Schwellwerk und die Schalmei im Rückpositiv platziert) sowie die Oktave 2′ im Hauptwerk eingebaut; das Instrument wurde jedoch ansonsten im Originalzustand belassen. Eine Besonderheit stellt die Schwellvorrichtung dar: anstelle des sonst üblichen Balanciertrittes findet man einen einrastenden Fußtritt (ähnlich wie z. B. bei französisch-romantischen Orgeln), nach dessen Betätigung ein ca. 5 Sek. dauernder, pneumatisch gesteuerter Schwellvorgang in Gang gesetzt wird.

Von den vielen erhaltenen Sauer-Orgeln, gibt es neben der Kellinghusener Orgel nur zwei Instrumente (in Polen und Dänemark), bei der Sauer diese Taschenkegellade gebaut hat. Das macht das Instrument zu einer Besonderheit, die unbedingt für den Erhalt spricht.

Restauration

2015 war es mittels vieler Spendengelder möglich, die alte „Königin“ grundlegend zu restaurieren. So wurde im Hauptwerk die von Sauer disponierte Gambe 8′ rekonstruiert und die pneumatische Schwellvorrichtung durch eine stufenlose Schwellanlage ersetzt. Des Weiteren wurden alle Taschen neu beledert und die dazugehörigen Relais ersetzt. Undichte Zwickel in den Bälgen erforderten ebenfalls eine neue Beklebung. Beim Ausbau der Pfeifen kam ein Riss über die gesamte Windlade des Rückpositivs zum Vorschein, auch dieser wurde von der Firma Scheffler repariert. Den Abschluss der Restaurationsarbeiten bildete die Neuintonierung nach Sauer’schem Vorbild.

Disposition

RückpositivHauptwerkSchwellwerkPedal
Gedackt 8′Bordunprinzipal 16′Quintatön 16′Prinzipal 16′
Prinzipal 4′Prinzipal 8′Holzflöte 8′Subbaß 16′
Oktave 2′Rohrflöte 8′Salizional 8′Gedackt 8′ (TM)
Waldflöte 1 1/3′Quintade 4′Rohrflöte 4′Violon 8′
Schweitzerpfeife 1′Oktave 4′Spitzflöte 4′Spitzflöte 4′ (TM)
Zimbel 3-fachGambe 8′Nasat 2 2/3′Oktave 2′
Krummhorn 8′Rauschpfeife 2-fachRohrflöte 2′Mixtur 5-fach
Mixtur 4-6-fachTerz 1 3/5′Posaune 16′
Trompete 8′Scharff 4-5fachTrompete 4′
Schalmei 8′

Spielhilfen: 6 Normalkoppeln, Handregister, 3 freie Kombinationen, 2 freie Pedal-Einsteller, Tutti, Tremulanten für SW und RP, Zungen Einzelabsteller, Zungen ab, Walze an/ab, Koppeln aus der Walze, Schweller.

Weitere Instrumente in der St. Cyriacus-Kirche: Fahrbare Becker/Kupfermühle Truhenorgel (Gedackt 8′, Rohrflöte 4′, Prinzipal 2′, Quinte 1 1/3′), Sperrhake-Cembalo (8′, 4′, Lautenzug).

I M P R E S S I O N E N